Pèlerinage à pied Prague – Aix-la-Chapelle à l’occasion de l’ostension des reliques offertes à Charlemagne en 800

Aachener Heiligtumsfahrt Pèlerinage à Aix la Chapelle
20. – 29. Juni 2014 20 – 29 Juin 2014

Seit über 660 Jahren kommen Menschen als Pilger nach Aachen zur „Heiligtumsfahrt“. Ihr Ziel ist die Verehrung von vier Reliquien, die seit der Zeit Karls des Großen als Schatz im Aachener Dom aufbewahrt werden. Der Geschichte nach erhielt Karl die Reliquien um das Jahr 800 n.Chr. als Geschenk aus Jerusalem. Seit 1349 werden die Reliquien alle sieben Jahre den Gläubigen aus dem europäischen Raum und aus aller Welt gezeigt und dazu für den Zeitraum von zehn Tagen aus dem goldenen Marienschrein im Aachener Dom entnommen.

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Depuis plus de 660 ans, les hommes se pressent à Aix la Chapelle pour l’ostension de 4 reliques, gardées depuis le temps de Charlemagne comme trésor à la cathédrale d’Aix la Chapelle. D’après la tradition, Charlemagne a reçu ces reliques en cadeau autour de l’an 800 de Jérusalem. On les présente à la vénération des croyants Européens et du monde entier, depuis 1349. Une ostension a lieu tous les sept ans pendant 10 jours. On extrait les précieuses reliques du reliquaire marial de la cathédrale d’Aix la Chapelle.

In gotischer Zeit gewinnt die Aachener Marienkirche eine zusätzliche Bedeutung als Wallfahrtsziel. Große Pilgerströme – vor allem aus Osteuropa – ziehen alle sieben Jahre (seit 1349) zur großen Heiligtumsfahrt nach Aachen, denn nicht nur die Verehrung der Karlsreliquien zeichnet die Aachener Pfalzkapelle vor anderen europäischen Pilgerkirchen aus. Der reiche Schatz ihrer Reliquien, die sie seit der Zeit Karls des Großen besitzt, macht sie zum herausragenden Ziel europäischer Pilgerfahrten, ranggleich denen nach Jerusalem, Rom und Santiago de Compostela. Nach der Vollendung des Karlsschreins (1215) geht man daran, den Marienschrein (1220-1239) zu schaffen. In diesem Schrein werden seither die Großen Aachener Reliquien aufbewahrt, in denen die Tradition die Windeln und das Lendentuch Christi, das Marienkleid und das Enthauptungstuch Johannes des Täufers sieht.

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Depuis 1349, de nombreux pèlerins viennent tous les sept ans à l’occasion de l’ostension des reliques à Aix la Chapelle, car la cathedrale d’Aix la Chapelle n’est pas seulement connue pour les reliques de Charlemagne, mais comme but de pèlerinage au même titre que Jérusalem, Rome ou St Jacques de Compostelle. Après l’exécution du reliquaire de Charlemagne (1215) un reliquaire Marial fut créé (1220-1239). Depuis, les Grandes Reliques d’Aix la Chapelle y sont précieusement gardées: les langes et le pagne du Christ, la robe de la Vierge Marie et le tissu qui a enveloppé la tête de Jean le Baptiste.

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Pèlerinage franco-tchèque à pied:

A l’initiative de Monseigneur Jan Penaz, recteur du sanctuaire Marial de Krtiny près de Brno, un groupe de 15 Tchèques est parti début mai de Brno sur la Via Bohemica, arrivé vers le 17 mai à Prague et poursuit vers l’Allemagne. Il sera rejoint à Bamberg par la Route de l’Europe chrétienne le 28 mai.
Par Arnstein, Babenhausen, Mörfelden, Bingen, Löf, Maria Laach, Altenahr, Bad Münstereifel et Vicht, ils rejoignent Aix la Chapelle le 19 juin pour le début de l’ostension.

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Voici les photos au fil des étapes:

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Predigt des Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff zur Erhebung der Heiligtümer am 20. Juni 2014 im Dom zu Aachen

Liebe Schwestern und Brüder im gemeinsamen Glauben!
Verehrte Mitglieder des Hohen Domkapitels und vom Rat und der Verwaltung der Stadt Aachen!
Werte Gäste aus Nah und Fern!

Sieben Jahre sind vergangen. Die Heiligtumsfahrt nach Aachen beginnt. Wir haben in Gedanken die Hammerschläge gezählt, mit dem das verschlossene und versiegelte Schloss des Marienschreins geöffnet wurde. Die biblischen Heiligtümer wurden entnommen und erhoben. Gleich erfolgt die erste Zeigung und Verehrung. Der Tradition entsprechend, die seit 1349 besteht, werden sie in den kommenden Tagen der Betefahrt immer wieder den Gläubigen zur Verehrung gezeigt. Viele Pilgerinnen und Pilger werden nach Aachen kommen, aus Ungarn und den slawischen Ländern, aus den benachbarten Bistümern und Europa, aus unserem Partnerland Kolumbien und aus aller Welt. Sie alle sind uns herzlich willkommen. Wir wollen uns bemühen, gute Gastgeber zu sein und allen Pilgerinnen und Pilgern eine geistliche Ermutigung im Glauben zu ermöglichen.

„Zieh in das Land, das ich dir zeigen werde“ (Gn 12,1). So lautet Gottes Ruf an Abraham, der ihn ein Leben lang in Bewegung bringt. „Glaube in Bewegung“ ist darum das Leitwort unserer Heiligtumsfahrt. Wir wollen uns als Glaubende den Herausforderungen unserer Zeit in Kirche und Gesellschaft stellen. Wir wollen unseren Glauben an Gott feiern in froher Gemeinschaft der Pilgerinnen und Pilger.

Was sind und was bedeuten uns die Reliquien? Es sind Erinnerungsstücke. Wir kennen solche Hinterlassenschaften, die uns kostbar und heilig sind, die wir sorgsam bewahren und gern betrachten; die goldene Uhr, die der Großvater seinem Enkel schenkt, ein kostbarer Ring, der seit Generationen in der Familie weitervererbt wird, das Meisterstück eines Schreiners, eine kostbare Intarsienarbeit, die im Elternhaus einen Ehrenplatz erhält. Die „Deutsche Dienststelle“ konnte im März dieses Jahres der Tochter eines 1942 in der Ukraine gefallenen Soldaten dessen Ehering und eine Teil seiner Erkennungsmarke zuschicken. Können Sie sich die Gefühle der heute 74-jährigen, in Aachen lebenden Tochter vorstellen, die nach 72 Jahren den Ehering ihres Vaters in den Händen hält? In den Ring ist als Bekenntnis zur lebenslangen Treue eingraviert: „mors sola“ 4.7.1939.

Es gibt Dinge, die uns an Menschen erinnern, indem sie davon sprechen, was diese Person bewegte, was sie für die Zukunft tat, was sie für uns heute noch so wertvoll und kostbar macht, in ihrem Denken, Glauben und Wirken.

Pfarrer Christoph Stender schreibt in einem Gedicht: „Die Visionslosigkeit der Menschen heute, Reliquien nicht mehr nötig zu haben macht traurig, weil der Mensch vergessen hat: Verehrung deutet Leben das in der Verneigung die Gegenwart überdauert und so des Menschen Blick weitet: Reliquien für die Zukunft zu sein.“ (Chr. Stender, Schatz Ansichten, Entfesselnde Wortschätze, Hg KHG Aachen 2001, S. 53).

Reliquien: Zurückgelassen für die Zukunft, Zeichen und Hinweise auf das, was uns wichtig wird, für die Gestaltung der Zukunft, für unsere Nachfolge Christi in Kirche und Welt heute, damit Zukunft wertvoll wird.

Was sind und bedeuten uns die Reliquien, die unser Schrein birgt? Die biblischen Tuchreliquien wollen uns Erinnerungsstücke und Wegzeichen sein. Über die historische Echtheit wird man auch in hundert Jahren noch streiten können und niemand muss an einer solchen Wallfahrt teilnehmen. Und dennoch sind diese alten Zeichen sehr sinnvoll. Es sind Reliquien, die Kaiser Karl der Große aus Jerusalem, Konstantinopel oder Rom erhalten hat. Die Reichsannalen von 799 sprechen eindeutig davon, dass der Jerusalemer Patriarch dem Kaiser „Reliquien vom Ort der Auferstehung des Herrn“ geschickt hat.

Es handelt sich um das Kleid Mariens, das sie in der Heiligen Nacht getragen haben soll, um die Windeln Jesu, in die Maria das Kind wickelte und in eine Krippe legte, um das Lendentuch des Herrn, das er am Kreuz trug und um das Damasttuch, in das man das Haupt Johannes des Täufers barg.

Diese biblischen Stoffreliquien, so unansehnlich und ärmlich sie auch aussehen, waren unseren Vorfahren so kostbar, dass sie diese in kostbaren Schreinen aus Gold und geziert mit Edelsteinen und feinen Bildern bargen und darüber noch einmal die gotische Chorhalle, das „Haus aus Licht“ bauten, um uns Menschen nahe zu bringen, wie wichtig dieser „Glaubensstoff“ für die Gestaltung einer wertgebundenen Zukunft ist.

Es geht also nicht um alte Tücher, ohne die wir gut leben könnten; es geht um ihre Botschaft und ihren geistlichen Sinn. Sie erinnern uns daran, indem wir schauen, tasten und fühlen können, indem wir mit all unseren Sinnen und Emotionen auf „Tuchfühlung“ mit Jesus, Maria und Johannes gehen können, wie Bischof Klaus Hemmerle es uns so einfühlsam gesagt hat.

Diese Begegnung kann zu einer geistlichen Erfahrung werden, die uns im Glauben tief emotional berührt und unseren Glauben in Bewegung bringt zur Gestaltung unserer Zukunft, die Gott uns schenken will. Die Stoffreliquien, die wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, wollen diaphan (durchsichtig) auf den werden, den unser Glaube sehen, unsere Hoffnung ertasten und unsere Liebe erspüren kann, auf Jesus Christus, unseren Herrn, auf Maria, die gütige Mutter Jesu und unsere Mutter, auf Johannes den Täufer und Vorläufer des Herrn. Nur wer glaubend schaut, kann die geistliche Erfahrung gläubiger Verbundenheit mit Jesus, Maria und Johannes machen, nur der kann mit allen Sinnen schöpfen aus den Quellen des Heils.

Wer glaubend schaut, dem ist die Echtheit (Authentizität) dieser geistlichen Erfahrung weit wichtiger als die historische Echtheit der Reliquien. Wir sollen diese Reliquien mit gläubigen Augen anschauen, dann wird dieser österliche Augenblick uns in pfingstliche Bewegung bringen, um den Glauben der Christusnachfolge zu leben in unserer Zeit, denn er ist „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ (Joh 14,6). Amen.

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